Montenegro, ein Juwel am Balkan

Von 7. bis 11. Oktober war ich in Montenegro, genauer gesagt in Podgorica, Bar und Niksic. Mein Quartier habe ich diesmal über Airbnb gesucht – und gefunden. Dino hat mein sympathischer Vermieter geheißen, der zwar weder Englisch noch Deutsch spricht, aber dafür Armin an seiner Seite hat. Dino besitzt 5 Wohnungen eines Gebäudes, bewohnt eine selbst, stellt eine für Armin zur Verfügung, der im Gegenzug für seine Arbeitszeit gratis wohnen darf, und vermietet die anderen 3. In einer der Wohnungen durfte ich ein Einzelzimmer beziehen. Andere Zimmer dienten auch, ähnlich wie in typischen Hostels, als Gemeinschaftszimmer. Wohnzimmer, Küche und Bad waren aber allenfalls gemeinsam zu nutzen. Die Wohnung befindet sich gleich neben dem Bahnhof, nur 10 Gehminuten vom Zentrum von Podgorica entfernt und auch das Stadion war innerhalb von 15 Minuten leicht zu Fuß zu erreichen.

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Mein Ausblick vom Balkon

Tag 1: Gleich meiner Ankunft empfahl mir Armin ein paar Imbissstuben und Sehenswürdigkeiten in der Stadt und betonte auch gleich, dass 4 Tage in Podgorica wohl etwas viel seien und sich auf jeden Fall Ausflüge an die Küste (Bar oder Budva) und ins Landesinnere, zB nach Niksic anbieten. Den ersten Abend schlenderte ich etwas durch die Innenstadt und fand mein „Ende“ in der coolen Jazz-Bar Sejdefa, wo ich Bier und Jameson um je nur € 2,- genießen durfte. Nach 4 Whiskey ging auch bereits einer auf’s Haus. Dann war‘s aber genug, immerhin wollte ich auch vom nächsten Tag noch was haben 😉 Also ab auf den Heimweg. Im strömenden Regen die 15 Minuten Fußweg in Angriff nehmen. Plötzlich eine unverständliche Stimme von der Seite. Ich als Antwort in perfektem Englisch „Sorry?“. Was darauf folgte, war die Erkenntnis, dass ich Deutsch spreche, aber aus Österreich komme. Die Stimme sprach auch Deutsch – sogar nahtlos und nahezu perfekt – und freute sich, endlich wieder Deutsch sprechen zu können. Elvis war der Name der Stimme. Elvis ist in Bulgarien geboren und in Stuttgart aufgewachsen. Wir unterhalten uns gut. Elvis erzählt mir, er sei bereits seit 7 Jahren als Wanderer unterwegs und nun in Podgorica gestrandet, wo er keine Arbeit findet und sich die Rückfahrt nach Bulgarien nicht mehr leisten kann. Vor allem aber freut er sich, dass er mit mir Deutsch sprechen kann. Wir unterhalten uns gut. Ich war zwar nach Jameson und Bier etwas angeheitert, aber konnte mich noch gut artikulieren. Gott sei dank wurde das Gespräch in meiner Muttersprache geführt… Am Ende unserer ca. 15-minütigen Unterhaltung fragte mich Elvis, ob ich nicht etwas Geld für ihn habe, damit er sich das € 27,- teure Ticket nach Bulgarien leisten kann. Ich gab ihm all mein Kleingeld, also € 5,50 und er bedankte sich. Einen kleinen Teil meines Heimweges gingen wir dann gemeinsam im Unwetter. Beide ohne Schirm, beide ohne Regenschutz, beide durchnässt!

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Brunnen am Hauptplatz von Podgorica

Tag 2: 9 Uhr. Der Wecker läutet. Ich stehe auf, checke meine Sachen und komme drauf, dass mein Geldbörserl leer ist. Nach der Jazzbar waren noch 170-180 Euro darin. Ich denke nach. Hab ich das Geld ausgestreut? Wurde ich bestohlen? Am Heimweg war mein einziger, menschlicher Kontakt Elvis. Ich hege böse Gedanken. Und verwerfe sie wieder. Immerhin habe ich mich gut mit ihm verstanden und er brauchte nur meine Hilfe. Vor allem, wie sollte er das machen? Mein Geld aus meiner hinteren (zugegeben lockeren) Hosentasche aus dem Geldbörserl stehlen. Nein. Unmöglich! Vielleicht habe ich meine Geldbörse ja auch am Bett liegen lassen, während ich am Abend noch Zähne putzen war und ein Mitbewohner hat sich bedient? Aber auch diesen Gedanken verwerfe ich wieder. Immerhin war ich in der Wohnung in meinem Stock alleine und das Badezimmer grenzt Tür an Tür mit meiner Zimmertüre. Am wahrscheinlichsten war wohl, dass ich schlafwandelnd das Geld aus dem Fenster geworfen habe um Tauben zu füttern. Ja, so musste es sein! Wer sollte mich denn auch bestehlen…
Also dann: Böse Gedanken verwerfen, eine Runde laufen gehen und ab zum Bahnhof. Der Zug brachte mich nach Bar, einer kleinen netten Stadt an der südlichen Küste. Ich schlenderte ins Tourist-Office in der Nähe des Bahnhofes, holte mir einen Stadtplan und spazierte ins Zentrum. Sehr geile Atmosphäre, wenn zwischen Küste und Berge nur wenige Meter liegen. Außerdem eine riesengroße Sportanlage mit Basketballplätzen, Volleyballplätzen, Fussballplätzen und einem kleinen, feinen Stadion des FK Mornar Bar. Dann noch 2 paar Schuhe geshoppt und zurück nach Podgorica, wo ich am Abend noch gemeinsam mit Armin und einigen seiner Freunde das hitzige Balkan-Topspiel Albanien gegen Serbien verfolgte. Anschließend durfte ich Teil einer montenegrinischen Pokerrunde sein. 🙂

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Berge im Hintergrund der Küstenstadt Bar!

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Pokerrunde in Podgorica… All in! 🙂

Tag 3: Aufstehen, laufen gehen und noch schnell einen Blogbeitrag zur Wien-Wahl verfassen (das Thema lässt einem ja auch keine Ruhe!). Danach ab ins Zentrum und die heute angereisten Fans der österreichischen Nationalmannschaft begrüßen. Ab auf 2 Bier und weiter zu meinem Lieblings-Imbissstand „Kvaliteta“, wo ich gemeinsam mit Fogi die weltbesten Cevapí pikant mit Majonaise genießen durfte. Danach wieder zurück ins Zentrum, weiter Bier trinken und ab ins Stadion um einem grandiosen Match bei noch grandioserer Stimmung beizuwohnen. Zunächst „durfte“ ich mich aber über eine erneute Begegnung mit Elvis freuen, der mir auf einmal im Stadion mit den Worten gegenüberstand: „Du wunderst dich sicher, was ich hier tue…? Ähm… ja ganz lustige Geschichte, da waren 2 so coole Jungs draußen, die mich gratis mit reingenommen haben. Ja und jetzt freu ich mich auf das Spiel…“ – ich stumm, er weiter: „Du willst sicher deine 5 Euro wieder haben, oder? Warte, ich geb dir dein Geld zurück!“… Ich nur: „Nein, die 5 Euro sind mir egal, aber seit unserer Begegnung fehlen mir 170 Euro!“. Er etwas geschockt, aber sehr überzeugend: „Ach? Wirklich! Hast du etwa das Geld verloren? Das tut mir leid! Wie konnte das passieren?!“… 2, 3 letzte Sätze fielen und unsere Wege trennten sich. Ich fragte mich, ob er das Geld wirklich hatte? Beweisen konnte ich ihm doch nichts… Was, wenn ich ihn zu unrecht verdächtige? Aber warum wollte er als Deutsch-Bulgare in den Österreich-Sektor? Es machten sich wieder Verdächtigungen in meinem Kopf breit… Eventuell ist es für einen Taschendieb eine gefundene Spielwiese, wenn er in der Masse von feiernden und betrunkenen Österreichern mittem im Gedränge Körperkontakt sucht… Ich musste mich unweigerlich wieder an die vielen Berührungen seinerseits während unseres Gespräches erinnern… Ach Bullshit! Vielleicht bilde ich mir ja wieder nur etwas ein…Egal! Zurück auf die Tribüne und Vollgas geben! Immerhin wird das Spiel gleich angepfifen! Eine Choreo folgte und die Kurve sang im Chor! Dass es dann nach einer schlechten ersten Halbzeit und 2maligem Rückstand doch noch mit einem Sieg unserer Jungs ausging, hätte ich nicht mehr zu träumen gewagt. Aber in dieser Form trau ich unserer Mannschaft fast alles zu. Unglaublicher Siegeswille und Einsatz waren das Mittel zum Erfolg in Halbzeit 2. Es wurde gefeiert! Und gesungen! Und die Kehlen freuten sich bereits auf ein baldiges Bier. Der Großteil der Österreicher flog noch am gleichen Abend wieder nach Hause. Ich traf mich im Hotel Evropa mit dem Fanclub Öd-Zeillern und weiteren Österreichern und wir genossen noch das ein oder andere Bier miteinander…

Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich!

Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich!

Tag 4: An Laufen war heute nicht zu denken! Unwetter ohne Ende. Also dann lieber mit dem Zug nach Niksic ins Landesinnere. Und dort nach 3 Tagen endlich einen Regenschirm gekauft. Es ging nicht mehr anders… Zu durchnässt wurde ich! In Niksic dann die einzige Brauerei des Landes besucht, einen Spaziergang auf den Hügel und durch die historische Altstadt gemacht, sowie Stadion und Kirche angeschaut. Dann bei Kaffee und Bier in einem kleinen, netten Lokal aufgewärmt und wieder zurück nach Podgorica gefahren. Frisch gemacht, ausgeruht und noch eine feine Party-Nacht mit Armin verbracht. Großartige Clubs, billiges Taxi, noch billigeres Bier und viele, bleibende Eindrücke, wie zum Beispiel auch die endlose Zeltstadt der vor dem Parlament seit einer Woche gegen die Regierung protestierenden Demonstranten…

Old City of Niksic

Tag 5: Ausgeschlafen, Essen gejagt und dann am Flughafen noch 4 Österreicher kennengelernt, die ich auch schon beim Abflug in Wien gesehen hatte und die auch auf eigene Faust 4 Nächte in Montenegro verbracht haben. Allerdings im Süden des Landes, in Budva – direkt an der Küste. Auch sehr fein den Bildern nach zu urteilen. Durch gemeinsames Kartenspielen ist die Zeit auf den Flughäfen (auch zurück ging es über Belgrad) schnell vergangen. Und jetzt dann schnell ins Bett. Immerhin wartet am Folgetag das letzte Quali-Spiel daheim gegen Liechtenstein…

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