Inklusive einer einstündigen Pause kurz vor der serbischen Grenze waren wir ziemlich genau 7 Stunden unterwegs bis nach Belgrad. Um 7 Uhr habe ich bereits Nina und Fogi (die von Linz bzw. Bregenz aus auf dem Weg waren) vom Hauptbahnhof Wien abgeholt und ins Auto verfrachtet. Gemeinsam fährt es sich ja dann doch leichter 😉
In Belgrad selbst wurde noch 40 Minuten Parkplatz gesucht, bevor wir uns endlich zu unseren Freunden (die bereits seit Samstag vor Ort waren) auf Bier und Cevapi gesellen konnten. Ca. 2 Stunden hatten wir Zeit. Einen großen Teller deftige Fleischrollen und ein paar Bier später brachen wir Richtung Appartement auf, wo ich meine Sachen für die Nacht deponierte. Trikots und Schals zurecht umgeworfen, nur das Westenlichste (Ausweis, Geld und Matchkarten) in den Taschen und ab zum Taxi. Dieses brachte uns in einer kurzweiligen und abenteuerlichen Fahrt bis zum Busparkplatz Sava-Centar, wo ein vom ÖFB organisierter Reisebus auf uns und 2 weitere Fanbusse wartete, damit uns die serbische Polizei ins Stadion geleiten konnte.
Um 18:15 Uhr waren wir also dort und um 18:30 Uhr sollten wir losfahren. Aufgrund von „Sicherheitsmaßnahmen“ oder warum auch immer durften wir den Busparkplatz aber erst nach 20:00 Uhr (Das Spiel fing ja „eh erst“ um 20:45 Uhr an) verlassen und Richtung Stadion fahren. Ein Bierstand oder ähnliches in der Nähe natürlich Fehlanzeige… Beim „Marakana“ Stadion Rajko Mitić angekommen warteten gefühlte 500 bewaffnete Polizisten und Soldaten und schienen sicherzustellen, dass wir uns ja nicht irgendwo anders hinbewegen konnten als in den Auswärtssektor des Stadions.
Beim Betreten des Auswärtssektors überwog zuerst noch das Gänsehautgefühl. Nicht wegen der spätherbstlich-kühlen Temperaturen, sondern wegen des Anblickes des altehrwürdigen Belgrader „Marakana“-Stadions, welches normalerweise die Heimstätte von Roter Stern Belgrad ist und über 55.000 Zuschauer fasst.
Das Spiel selbst war von hohem Tempo, harten Zweikämpfen und vielen Fehlern geprägt. Almer wurde leider nicht rechtzeitig fit und so musste „Rambo“ Ramazan Özcan erstmals in einem Pflichtspiel von Beginn an ran. Als numerische Nummer 2 bezweifelt wohl keiner die Qualitäten von Özcan, allerdings merkt man doch die Unsicherheit, die sich breit macht, sobald er im Tor steht. Man hat das Gefühl, dass ihm weder die Fans noch seine Mitspieler eine fehlerlose Partie zutrauen…
Dem schnellen 1:0 durch Mitrovic (nach einem Fehlverhalten der österreichischen Abwehr) folgte bereits in Minute 15 der Ausgleich durch Sabitzer. Der Böllerwurf im Anschluss an den Ausgleich war auch schon die einzige nennenswerte Aktion der serbischen Fans, die im Gegensatz zu den 300 mitgereisten Österreichern kaum für Stimmung zu sorgen wussten. Offensiv agierten die Österreich gut und druckvoll, aber die Chancen wurden nicht genutzt. Die Hintermannschaft sah dafür beim 2:1 wieder wie eine Schülermannschaft aus. Ausgehend vom unnötigen Ballverlust durch Baumgartlinger konnte Tadic und unbedrängt flanken und Mitrovic köpfelte mit seinem zweiten Treffer zum 2:1 ein. Gleich darauf die nächste Chance durch Mitrovic, die aber Özcan zunichte machte.
Der Schiedsrichter ließ in der Folge hart Spielen und pfiff viele Aktionen (teilweise unverständlich) nicht ab. Die Serben spielten hart und leidenschaftlich und die heimischen Fans wurden nur laut, wenn Alaba am Ball war, um ihn gnadenlos auszupfeifen. In der 62. Minute konnte Janko, von dem bis dahin noch gar nichts zu sehen war, den zweiten Versuch nach einem schweren Abwehrfehler der Serben nutzen und zum 2:2 ausgleichen. Die Partie war wieder offen, doch ein wiedermal schlechtes Umschaltspiel nutzte Tadic zum 3:2. In den letzten 15 Minuten wurde zwar alles versucht aber nachdem Schöpf den Matchball in Minute 94 vergeben hatte, war es traurige Gewissheit: Wir hatten verloren. Verdient verloren!
An den mitgereisten Fans ist es jedenfalls nicht gelegen. 300 Mannen (und Frauen) trotzten den serbischen Schikanen (es gab weder Essen noch Trinken* im Sektor und nach dem Schlusspfiff wurde man noch eine weitere Stunde in der Kälte festgehalten) sorgten für lautstarken, 90minütigen Dauersupport! So sollte es immer sein – Auch daheim!
* In der Halbzeit-Pause galt es (vermutlich nach Intervention unserer Fankoordinatoren) einige wenige Schluck (Leitungs-)Wasser in kleinen Becher zu ersteigern.
Im Nachhinein betrachtet schmerzt die Niederlage noch mehr, da man das 1:1 der Waliser daheim gegen Georgien leider nicht ausnutzen konnte und gegen Irland im November somit bereits unter Zugzwang steht…
- Belgrad, 20.000 Zuschauer
- 1:0 A. Mitrovic (6.), 1:1 Sabitzer (15.), 2:1 A. Mitrovic (23.), 2:2 Janko (62.), 3:2 Tadic (74.)
Fazit: Die Moral stimmt, denn wie gegen Wales konnte man 2 mal einen Rückstand aufholen. Die Defensiv-Leistung allerdings katastrophal und das Projekt Wimmer kann man nun endgültig als gescheitert ansehen.