Russland gegen Österreich: Grund genug für eine Reise nach Moskau. Zugegeben… zum Zeitpunkt unserer Flugbuchung war noch nicht einmal der Spielort klar. St. Petersburg war neben Moskau noch kurz im Gespräch und dann kamen Gerüchte über Sotschi als Austragungsort auf. Durch einen kurzen Blick auf die letzten Jahre russischer Heimspiele konnte das Risiko allerdings als relativ gering eingeschätzt werden, haben doch beinahe alle (vor allem entscheidenden) Spiele in der Landeshauptstadt stattgefunden.
Wie immer, wenn die österreichische Nationalmannschaft in einem Land bzw. einer Stadt spielt, das für uns von Interesse ist, verbinden wir das Spiel mit einem mehrtägigen Aufenthalt, um Stadt und Land kennenzulernen. Für Moskau nahmen wir uns von 12. bis 16. Juni 5 Tage Zeit und buchten im Novotel Moscow Centre. Ein wirklich schönes Hotel mit freundlichem Personal und, aufgrund der guten Auslastung, einem gratis Ugrade auf die nächsthöhere Zimmerkategorie für uns. Außerdem in idealer Lage mit der Ubahn-Station Mendeleevskaya gleich gegenüber vom Hoteleingang. Die Ubahnen fahren in Moskau alle paar Minuten und sind ohnehin auch ein einzigartiges Erlebnis. Teils zwar sehr große Stationen mit langen Fußwegen, aber dafür oft in unglaublich schmuckhaften Hallen mit Mosaiken, Verzierungen und teils sogar Kronleuchtern. Auf jeden Fall einen Hingucker wert und das beste und schnellste Fortbewegungsmittel in der Stadt.
Kaum ein Lächeln und strenge Blicke lassen „den Moskauer“ zunächst sehr kühl wirken. Wenn man jedoch ins Gespräch kommt und sich länger als 2 Sätze unterhält, so merkt man große Offenheit und Freundlichkeit. Möglicherweise sind es auch nur die russischen Gesichtszüge, die uns Mitteleuropäer gleich mal einschüchtern. Nach unserem grandiosen Auswärtssieg wurden wir Zuseher vor dem Stadion sogar von gegnerischen Fans, Security und beim Verlassen des Stadions von der Polizei mit Applaus bedacht. Ein sehr untypisches Bild, das mir in äußerst positiver Erinnerung geblieben ist, war ein junger Polizist, der aus der Reihe ausgetreten ist, auf uns zukam und nach einem Selfie mit uns Fans fragte. Natürlich sind wir seiner Bitte sehr gerne nachgekommen 🙂
In Moskau selbst gibt es auch genug zu sehen, wobei ich zugeben muss, dass wir nicht das typische Sightseeing-Programm durchgezogen haben. Die wichtigsten Plätze und Kirchen wurden besucht und fotografiert – no na. Und das meiste zu sehen gibt es ohnehin rund um den roten Platz. Aber im Grunde waren unsere Tage in Moskau von Gemütlichkeit und gutem Essen geprägt. Ein Tag im Gorky Park ist schnell vorüber, wenn man mit einem kühlen Bier in der Wiese liegt und beim Nike-Woman-Day hunderte sportliche Damen bei Aerobic in der Hitze zusieht. Und wenn man das russische Nachtleben kennenlernt, ist man am folgenden Tag nicht sonderlich motiviert, große Touren durch die Stadt zu unternehmen, zumal das Wetter auch typisch russisch (ganz so wie wir es uns erwartet haben) war: 30 Grad und durchgehend Sonnenschein – genauso wie anschließend bei unserer Irland-Rundreise.
2 Essens-Empfehlungen habe ich noch für euch:
Borschtsch gibt es in fast jedem Lokal, aber nicht überall gleich gut. Am besten geschmeckt hat mir die Rote-Rüben-Suppe in einem russischen Brauhaus gleich gegenüber unseres Hotels, im Pivdom. Dort haben wir uns dann auch gleich am Matchtag mit einigen weiteren, österreichischen Fans zur „Vorbereitung“ getroffen, um dann auch gemeinsam zum Stadion zu fahren.
Und wer typisch sibirisch essen gehen will und etwas zuviel Kleingeld (ein Bier gab es hier für umgerechnet 12 Euro) im Börsel hat, der ist im Expedicia genau richtig aufgehoben. Sehr authentische, sibirische Küche mit Fischsuppe, Elchfilet und Rehrücken. Als Spezialität gilt hier die Bärentatze, über die wir uns dann aber doch nicht drüber getraut haben. Das Expedicia ist nicht nur ein sehr uriges und gutes Restaurant, sondern bietet Informationen über Expeditionen durch Sibirien und stellt auch einige Mitbringsel aus. Viele Spezialitäten und Zutaten auf der Karte sind sicherlich auch durch Expeditionen zustande gekommen.
Kleiner Tipp: In Moskau gibt es keine getrennten Rechnungen. Es gilt als sehr unhöflich, wenn man versucht getrennt zu zahlen und dann zu rechnen beginnt. In Moskau übernimmt einer die Rechnung für den ganzen Tisch!
Fazit: Eine tolle Stadt – nicht nur wegen der grandiosen Stimmung im Stadion und unserem 1:0 Sieg, der uns schon fast sicher zur EM nach Frankreich bringt!