Moldawien – Der etwas andere Urlaub

Seit vielen Jahren träumte ich bereits von einer Reise nach Moldawien. Als ich meine heutige Frau noch kaum kannte, habe ich bereits zu ihr gesagt, dass wir eines Tages unbedingt nach Moldawien müssen. Ich hatte mich schon lange mit dem ärmsten Land Europas beschäftigt. Begonnen hat die unbekannte Liebe durch viele Jahre virtueller Trainertätigkeit bei meinem fiktiven Verein Unispor Orhei in der moldawischen Fussball-Liga bei online-soccer.eu. Durch diese Tätigkeit waren mir viele Städte bereits bekannt und irgendwann beginnt man sich auch real für die Fussballklubs, das Land und die Kultur zu interessieren. Und als dann die Auslosung zur EM-Quali durch war und Österreich in eine Gruppe mit Moldawien gelost wurde, stand diesem Traum nichts mehr im Wege. Flüge wurden gebucht und die Vorfreude auf die Reise im Oktober 2014 war grenzenlos.

Die Flüge waren von Mailand ungleich billiger, also begannen wir unseren Urlaub mit einem Kurzaufenthalt in der italienischen Mode-Metropole. Nach 2 wundervollen Tagen in Mailand haben wir gleich mal den ersten Zug zum Flughafen verpasst. Glücklicherweise hatte unsere Maschine der AirMoldova auch Verspätung. In Chisinau angekommen, bekamen wir trotz anderer Vorbestellung ein Auto ohne Navi. Straßenkarten gab es natürlich auch keine und der Tank war leer. Die hochschwangere Dame am Europcar-Stand war leicht überfordert bei der Frage nach der richtigen Richtung, um in die Stadt zu kommen – immerhin fährt sie ja immer mit dem Bus zur Arbeit, daher weiß sie das leider nicht. Nach einem Start in die falsche Richtung und einer Wendung mitten auf der Autobahn haben wir dann doch noch eine Tankstelle gefunden.

WARNUNG! Bitte nicht selber tanken… das haben die Moldawier gar nicht gerne. Man könnte ja Treibstoff stehlen. Englisch kann auch niemand, daher wurde das Finden unseres Hotels beinahe zu einer „Mission Impossible“. Unsere Fragen nach Hotelnamen oder Straßen wurde vorwiegend mit einem netten Schulterzucken beantwortet. Schlussendlich fanden wir dann ein nettes Lokal und ganz bemühtes Personal. Das Hotel war bekannt und der Weg durch die ganze Stadt wurde uns mit Händen und Füßen anhand einer ca. 70 Jahre alten, russischen Straßenkarte erklärt. Nachdem man mir aber meine Ratlosigkeit anscheinend deutlich ansah, bot eine junge Dame an (gegen Ersatz der Taxikosten für die Rückfahrt), mit uns mitzufahren und uns den Weg zu zeigen. Dankend nahmen wir das Angebot an. Der Weg durch die Stadt dauerte noch ca. 25 Minuten und die einzige Kommunikation im Auto waren die Handzeichen meiner neuen Beifahrerin, die uns anzeigte, ob wir nach links oder nach rechts müssen. Am Ziel angekommen, bedankte ich mich aufrichtig und wollte ihr 300 Moldau-Lei (umgerechnet ca. € 15,-) für die Rückfahrt anbieten und hoffte, dass dies genug ist. Sie lehnte ab und zeigte mit mittels ihrem Handy, dass sie nur 30 Lei benötige, was € 1,50 entspricht. EIN EURO UND FÜNFZIG CENT für ca. 20 Minuten Taxifahrt durch die ganze Stadt… Mangels Kleingeld gab ich ihr 100, sie bedankte sich und wir waren glücklich im Hotel.

Die ganze Woche lang haben wir viele nette Menschen getroffen und uns beinahe ausschließlich mit Hand und Fuß verständigt. Besonders interessant und überraschend war meist die Essensauswahl. In vielen Dörfern sieht man anstelle von Autos Pferdekutschen. In ländlichen Gebieten sind auch öfter mal Menschen mitten unter Tags im Bademantel durch die Straßen gehend anzutreffen, was aber aufgrund von fehlendem Fließwasser und zentralen Wasserstellen leicht erklärt ist. Schulkinder haben teilweise kilometerweite Strecken jeden Tag zu Fuß zu absolvieren, um im nächsten Ort in einem halb verfallenen Gebäude am Unterricht teilnehmen zu können. Und wenn schon mal Autos unterwegs sind, dann will auch jeder mitfahren und sich so die Anstrengungen ersparen 🙂

Unsere Nächtigungsroute:
06.-07.10.2014, Villa Rossa Hotel, Chisinau, € 69,- inkl. Frühstück für 2 Personen
Hotel ist (wenn man weiß wo) ganz einfach zu finden gleich nach der Stadteinfahrt auf der linken Seite in einer Seitengasse. Man kann aber auch 2 Stunden in der Nacht durch die Hauptstadt irren stattdessen… 😉 Jedenfalls top Hotel mit sehr freundlichem Personal und gutem Frühstück.
07.-08.10.2014, Florentina Hotel, Edinet, € 29,- inkl. Frühstück für 2 Personen
Für den Preis absolut okay. Kleine, aber sehr saubere Zimmer. Aufgrund der noch nicht funktionierenden Heizung (in Moldawien heizt man wohl erst ab Minusgraden) wurde uns kurzerhand noch ein Wärmestrahler organisiert. Top Überraschung als wir nach dem Abendessen zurückkamen. Trinkgeld wurde nicht angenommen, also wollten wir es „versteckt“ liegen lassen. Wurde uns (bereits ausparkend) zum Auto nachgetragen. Service ist selbstverständlich!
08.-09.10.2014, Chateau Vartely, Orhei, € 67,- inkl. Frühstück für 2 Personen
Top Adresse! International bekanntes Weingut – unbedingt die Weinverkostung am Abend buchen. Geiles Essen und wunderbares Anwesen.
09.-10.10.2014, Cosmos Hotel, Chisinau, € 32,- inkl. Frühstück für 2 Personen
Ein Hotelbunker in der Hauptstadt! Alt, groß und baufällig! Aber perfekt, wenn man nur zum schlafen dort ist nach einem wichtigen 2:1 Auswärtssieg der Österreichischen Nationalmannschaft!
10.-11.10.2014, Hotel Oasis, Cahul, € 26,- inkl. Frühstück für 2 Personen
Klassisches Bed & Breakfast und sehr schwer zu finden, da sehr weit außerhalb in der kleinen, südlichen Stadt Cahul. Sehr freundlich, sehr großzügig und sehr sauber! Absolute Weiterempfehlung!

Fazit: Viel Tradition, starkes Stadt-Land Gefälle, zur Verständigung sind Grundkenntnisse in russisch oder rumänisch von Vorteil, viele Stadien gesehen, einen wichtigen Sieg mitgenommen und abenteuerliche ‚Straßen‘ befahren. Vielen Dank an die moldawische Gastfreundschaft und die essens-technischen Überraschungen!

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