Na-Mi-Ka

Wenn Namika die Regie übernimmt, dann bebt der Saal. Als Hauptrolle des Abendprogramms macht sie nicht nur eine unglaublich gute Figur, sondern versteht es auch vollkommen unkompliziert auf ihre 90s Fans einzugehen. Es ist jedenfalls sicherlich nicht ihre Schuld, dass sie sich als Migranten-Mischling mitten in Deutschland manchmal missverstanden vorkommt.

Doch alles der Reihe nach… ich kannte ja von Namika bisher nur ein einziges Lied, nämlich Lieblingsmensch, und selbst das konnte ich durch die ständige Radio-Penetration schon kaum mehr hören. Mit einer dementsprechend niedrigen Erwartungshaltung bin ich dann am 11. März ins ausverkaufte Chaya Fuera gepilgert, das ich bis zu diesem Tag auch noch nicht als Konzert-Location auf meinem Radar hatte.

Vor dem Hauptabendprogramm durften wir noch Bengio lauschen, der an diesem Abend viele junge Frauenherzen höher schlagen ließ. Durchdachte Texte trafen hier auf eingängide Sounds. Durch seine berechnend scheinende Emotionslosigkeit und den nachdenklichen Blick wirkte er auf mich wie der musikalisch gewordene Edward, bei dem nicht nur Bella dahinschmolz.

Bengio_Chaya-Fuera_2016

Dann kam sie endlich: die Schreiberin, die marokkanische Deutsche, die wortgewandte Immigrantin, die nachdenklich-positive Namika, die sich in den Straßen von Nador mal zu Hause und mal verloren fühlt. Von der ersten Minute an war ich überwältigt. Überwältigt von der Power, der Bühnenpräsenz, den Texten und der Stimme. Der Funke sprang sofort über. Gepaart mit Oldschool-Hiphop Elementen und einem akustischen Zwischenteil wünschte ich mir, der Abend würde ewig dauern. Namika bearbeitet in ihren Texten Konflikte, Missverständnisse und Herausforderungen. Konflikte zwischen Kulturen, Missverständnisse zwischen Mann und Frau und Herausforderungen in Erziehung und Beziehung. Wessen Schuld ist es, wenn die Tür knallt? Wo fühlt man sich zu Hause und wo verloren?

Namika, bitte fahr weiter deinen Film – du hast einen Fan gewonnen! Chapeau!

Ihr Sound: Elegant aber laut
Die Antwort darauf, was das Land gerade braucht!

Ein riesen Kompliment!

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