Voll motiviert waren wir am Matchtag. Voll motiviert, lautstark und selbstbewusst! Mich konnte nicht mal der Diebstahl meines Handys und der damit verbundene Datenverlust (jaja ich weiß, Backup wäre super gewesen…) demotivieren. Wenn doch nur unsere Nationalmannschaft auch etwas selbstbewusster gewesen wäre… Aber vielleicht hätten die Herrschaften auch nur einfach bereits vorher mit uns trinken sollen. So eine gemeinsame Einstimmung soll ja auch zusammenschweißen hab ich gehört…
Die Stimmung selbst untertags war in der Stadt großartig. Im Stade de France wurde es aufgrund der Größe des Stadions dann etwas schwierig, aber die Fans der österreichischen Nationalmannschaft gaben wiedermal alles. Alles für’s Team. Alles für rot-weiss-rot.
Gehört wurden wir anscheinend nicht. Zumindest nicht in der ersten Halbzeit. Ängstlich und schwach das Auftreten. Die logische Konsequenz? Ein isländischer Lattenschuss in der 2. Minute und der frühe Rückstand nach 18 Minuten. Es war wiedermal ein weiter Einwurf und eine Kopfballverlängerung, die von Bödvarsson locker verwertet wird. Die restliche erste Halbzeit war gezeichnet von Nervosität, Ideenlosigkeit und Fehlpässen. Passend dazu auch der verschossene Elfmeter in der 37. Minute durch Aleksandar Dragovic.
Wo ist das Team hin, das uns die gesamte Qualifikation lang begeistert hat? Wo ist der Spielwitz hin? Wo das Selbstvertrauen? Wo die Abschlüsse? Wo sind die Tore?
Was auch immer Marcel Koller diesmal in der Halbzeit zu den Spielern gesagt hat (und ich trau mich wetten, dass es genau das Gegenteil von dem war, was in der Halbzeitpause vom Ungarn-Spiel passiert ist), es hat funktioniert. Janko für Ilsanker und Schöpf für Prödl lauteten die 2 Halbzeit-Wechsel. Ich wage zu bezweifeln, dass es nur an den Wechseln liegt, aber die österreichische Elf kam ausgewechselt aus der Kabine. Druckvoll wurde nach vorne gespielt und es wurde wieder kombiniert. In der 48. Minute hätte es auch bereits den nächsten Elfmeter geben müssen, leider blieb der Pfiff des Unparteiischen jedoch aus.
Das Spiel der Österreicher rüttelte auch die Tribünen wieder wach. Die Fans wurde lauter. Sangen, sprangen und zitterten. Schöpf brachte neuen Schwung in das Spiel – und wurde schließlich belohnt. AUSGLEICH! Nach 60 Minuten spielt Alaba auf Schöpf – Dieser lässt die isländische Abwehr mit zwei Haken aussteigen und zieht aus 18 Metern ab. 1:1 – völlig verdient!
Es wurde weiter druckvoll nach vorne gespielt, aber klare Torchancen waren leider Mangelware. Vor allem in den letzten Minuten merkte man den Österreichern wieder die Nervosität an. 18, 20 oder 22 Meter vorm isländischen Tor wollte kein Spieler die Verantwortung übernehmen. Ein Schussversuch? Fehlanzeige! Lieber wieder nach Außen spielen und das Spiel neu aufbauen… So wird es leider schwierig mit Tore schießen. Dass Island mit dem letzten Angriff des Spiels in der 94. Minute noch zum 2:1 traf, machte dann schon keinen Unterschied mehr aus… zumindest für uns wäre es in jedem Fall vorbei gewesen. Und Island? Island erfreut sich nun am Achtelfinal-Ticket!
Hätten wir alle Spiele so gespielt wie die 2. Halbzeit gegen Island. Wir wären wohl noch im Turnier… Gratulation Island!
- Paris Saint Denis, 65.714 Zuschauer
- 1:0 Bödvarsson (18.), 1:1 Schöpf (60.), 2:1 Traustason (94.)
Fazit:Österreich hat mit der erfolgreichen Qualifikation ohne Niederlage viel mehr geschafft, als die meisten zu träumen wagten. Ob ich enttäuscht bin über das Ausscheiden? Ja klar, aber viel stolzer bin ich über das Erreichte und freue mich nun schon sehr auf die nächsten Aufgaben mit dem Team. Ihr am Rasen und wir auf den Tribünen! Immer wieder Österreich!