Reisebericht Frankreich 2016

13. – 16.06.2016, Bordeaux

Am 13. Juni war es also endlich soweit. Mit Gänsehaut durften wir den Weg nach Frankreich antreten. Zwar leider getrennt, da wir nicht gleichzeitig buchten und in meinem Flieger kein Platz mehr war. Nach meiner abendlichen Ankunft am Flughafen in Bordeaux und der Weiterfahrt mit dem Shuttlebus zum Bahnhof war ich jedenfalls sehr froh, dort gleich meinen bereits seit 3 Stunden wartenden Vater gefunden zu haben. Alles gut gegangen! Die Streiks haben uns nicht betroffen. Sowohl die Flüge (ich nach Bordeaux bzw. Papa nach Toulouse) als auch die Bahnfahrt von Toulouse nach Bordeaux sind pünktlich und problemlos verlaufen. Hier hatte ich doch einige Sorgen, da bis kurz vor der geplanten Abfahrt immer noch nicht sicher war, ob der Zug, den Papa brauchte,  auch wirklich fährt. Also erst mal ein Bier bzw. Heineken am Bahnhof genehmigt und dann unsere Unterkunft gesucht. Auf Anhieb gefunden und sehr herzlich von Denise begrüßt worden. Nach einer netten Unterhaltung und zahlreichen Informationen über Bordeaux, tauschten wir unsere mitgebrachten Mozartkugeln noch gegen 2 gekühlte Bier ein und erfreuten uns an einem abendlichen Spaziergang Richtung Stadtzentrum. Langsam konnten wir dann glauben, dass es wirklich real war: „Wir sind in Bordeaux. Wir sind bei der EURO. Wir spielen morgen gegen Ungarn!

Zum Spiel selbst und der schmerzhaften Niederlage gegen Ungarn am folgenden Tag braucht man eigentlich nicht viel sagen – Mund abputzen, weitermachen! In Bordeaux selbst werden uns vor allem die langen Nächte in freundschaftlichster Fussball-Atmosphäre in bester Erinnerung bleiben. Nach einer ersten, walisisch-französischen Partynacht folgten 2 flüssige Nächte mit den Boys in Green! Nicht zu vergessen die 2 Londoner, denen wir in einer stundenlangen Unterhaltung das Konstrukt Red Bull erklären durften.

Der Ärger über die allgemeine Sperrstunde von 2 Uhr in ganz Bordeaux ist spätestens mit der Erkenntnis verflogen, dass man sich dadurch sicherlich jede Nacht noch 50 Euro erspart hat (Bierpreise relativ einheitlich zwischen € 6,50 und € 7,00).

…und am dritten Tag war ja dann doch noch etwas Zeit für Sightseeing 😉

EM 2016 - Europmeisterschaft Frankreich - Bordeaux und Paris (7)

16. – 17.06.2016, Arcachon

Während Papa sich auf den Weg zum Flughafen machte, um über Brüssel wieder heim nach Wien zu fliegen, durfte ich mir Gedanken machen, was ich mit meinem freien Tag anstellen wollte, bevor ich Freitag Abend dann meine bessere Hälfte in Paris in Empfang nehmen durfte. Eine Option wäre ein Ausflug an die Küste nach La Rochelle gewesen, wo bereits ein paar Bregenzer Kollegen seit gestern verweilten. Eine andere Option natürlich, gleich nach Paris zu fahren. Oder auch einfach irgendwo am Weg noch einen Halt einlegen. Orleans zum Beispiel… oder vielleicht nach Nantes? Schwierige Entscheidung, aber so wollte ich es auch. Habe mir ja auch extra vorher nichts angesehen, um spontan und flexibel agieren zu können. Also mal den Abfahrtsmonitor am Bahnhof inspiziert und Arcachon gelesen. Nur eine Stunde entfernt, also gleich mal in Google eingegeben und gesehen, dass dort die größte Sanddüne Europas zu besuchen ist (Da kam mir dann auch in Erinnerung, dass uns Freunde bereits vor Wochen einen Ausflug dorthin empfohlen hatten, wenn wir schon in der Nähe sind. Na dann – Entscheidung getroffen. Ab nach Arcachon!

In Archachon selbst suchte ich mir eine günstige Unterkunft und fand diese auch. Hotel Pergola der klingende Name. Klein, aber sehr sauber und mit knapp über 70 Euro für eine Nacht ohne Frühstück auch leistbar … für die lokalen Verhältnisse. Nachdem ich die Unterkunft bezogen hatte, wollte ich natürlich noch die berühmte Sanddüne sehen. Laut Plan, den ich im Touristoffice erhalten habe, müsste das ca. 20 Minuten den Strand entlang gelegen sein, also machte ich mich am Weg. Leider täuschte ich mich gewaltig, denn nach 2 Stunden Fußmarsch war noch immer keine Düne zu sehen. Ziemlich enttäuscht wollte ich mich schon fast wieder am Heimweg machen, um nicht noch länger sinnlos durch die Gegend zu marschieren. Also weg vom Strand und rauf Richtung Straße, um eventuell ein Taxi zu finden, dass mich wieder zurück in den Ort bringt. Doch kaum bei der Straße angekommen, fuhr ein Bus an mir vorbei und blieb 15 Meter vor mir stehen. Zu meinem Glück stand als Ziel „Dune du Pyla“ als Ziel darauf – na dann ab in den Bus. Das Ticket kostete nur einen Euro und der Bus fuhr noch weitere 30 Minuten bis zur Düne. Ich war also weit davon entfernt diese zu Fuß zu erreichen. Bei der Düne ausgestiegen traf ich noch befreundete Nationalteam-Fans und verbrachte die nächsten Stunden inklusive Abendessen in netter Gesellschaft. Spät-Abendliche Unterhaltung fand ich dann in einem Pub, wo hauptsächlich Iren am feiern waren (wie fast überall in Frankreich).

17. – 24.06.2016, Paris

So, dann also wieder zurück nach Bordeaux, um den TGV nach Paris zu nehmen. In Paris angekommen habe ich mich gleich mal mit Stefan und Gisi getroffen (2 Freunde, die sich ein paar schöne Tage rund um das Portugal-Spiel in Paris machten), dann das Appartement bezogen und mich abends dann bereits auf den Weg zum Bahnhof gemacht, um Niki, meine bessere Hälfte, nach ihrem Flug von Wien und der Zugfahrt zum Nordbahnhof abzuholen. Abends noch gemütlich essen und dann schon bald ab ins Bett, immerhin stand ja morgen ein wichtiges Spiel am Programm.

Mein Schatz überraschte mich mit einem Österreich-Trikot. Nicht für mich, denn ich hatte mir für die Europameisterschaft ohnehin eines zugelegt. Viel mehr erfreute ich mich daran, auch sie jetzt in einem roten Trikot zu sehen. Gefrühstückt und den halben Tag durch Paris spaziert wurde mit Gina und Dieter, ehe wir uns am Nachmittag dann wieder mit Stefan und Gisi sowie mit meinen Bregenzer Fan-Kollegen in einem Pub trafen, um uns gemeinsam auf das Match gegen Portugal vorzubereiten (hier geht’s übrigens zum Bericht).

Nun waren also ein paar Tage Zeit zwischen den Spielen. Zeit, um Paris zu erkunden. Zeit, um auch mal Wein zu probieren. Zeit, um Richtung Flughafen zu fahren und Freundin mit Papa auszutauschen (ja, zu Spiel 3 gegen Island kam wieder mein liebster Herr Papa nach Paris). Zeit, um die Zeit zu genießen. Zeit, um zu realisieren, wie teuer Paris eigentlich ist. Vor allem aber Zeit, um die Energiereserven wieder aufzutanken für das alles entscheidende Spiel gegen Island. Eiffelturm, Moulin Rouge, Triumphbogen, Bastille, Marais und viele weitere, wunderbare Ausflüge halfen uns ausgezeichnet dabei.

Zur Niederlage gegen Island und dem schmerzhaften Verlust meines Smartphones will ich hier gar nicht viel sagen. Immerhin geht es ja um einen Reisebericht, und um keinen weiteren Matchbericht (auch, wenn das in diesem Fall aufgrund der ständigen Fussball-Präsenz etwas schwer ist). Im Anschluss an das Island-Spiel wurde noch etwas abgelegen in einem kleinen Pub mit billigem Bier (lediglich 4,50 Euro) mit Franzosen und ein paar Nordiren gefeiert. Der nächste Tag stand dann noch im Zeichen von Sightseeing und gutem Essen. Als krönenden Abschluss haben wir dann noch das teuerste Bier Frankreichs entdeckt. In der Nähe des Louvre löhnten wir saftige 10 Euro für ein Krügerlned schlecht!

EM 2016 - Europmeisterschaft Frankreich - Bordeaux und Paris (44)

Und um meinen 10-tägigen Frankreich-Reisebericht zu vervollständigen möchte ich noch einige Punkte festhalten, die mir ganz besonders in Erinnerung geblieben sind:

  • In Frankreich sollte man auch als absoluter Bierliebhaber in Erwägung ziehen, auf Wein umzusteigen. Die sind nicht nur äußerst trinkbar, sondern in der Regel auch um einiges erschwinglicher als unser geliebtes Hopfengold.
    Ich habe es trotzdem nur an einem einzigen Abend übers Herz gebracht, eine Flasche Wein zu bestellen…
  • Die Franzosen, die ich kennenlernen durfte, waren durch die Bank absolut gastfreundlich, offen und kommunikativ. Weg mit den Vorurteilen. So wie man Menschen entgegenkommt, so wird man auch angenommen.
  • Vor allem in Paris kann man auch bei Großveranstaltungen problemlos die meisten Orte besuchen. Die Stadt so groß, dass sich abseits Montmatre und Louvre selbst hunderttausende Fans fast verlaufen und man auch ruhige Abende in netten Seitenlokalen verbringen kann.
  • Kämpfe? Ausnahmezustand? Hooligans? BULLSHIT! Ich habe nur positive Erlebnisse gemacht und ich bin bei Gott keiner, der sich von Massenaufläufen und gröhlenden Fans fernhält. Es war ein großes Miteinander. Freundschaftlich. Integrativ. Verbindend. So wie Fussball sein soll. Dass es under hunderttausenden Menschen ein paar negative Ausreißer gibt, ist ja wohl klar, aber die gibt es überall und nicht nur im Fussball. Wenn ich mir was wünschen darf, dann dass die Medien endlich aufhören sich auf einzelne, negative Ausnahmen zu stürzen und dadurch eine ganze Veranstaltung ins schlechte Licht rücken. Konzentriert euch aufs Positive. Das macht die Welt so viel schöner. Für alle!

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